Presseberichte / Rezensionen der letzten Jahre
Gesang von liebevoller Feinheit
Haller Tagblatt 8.12.2022 S.21

Schwäbisch Hall Kultursommer auf der Comburg
Kultursommer: Trauer, Spott und Hilferuf
Schwäbisch Hall / Ralf Snurawa 30.08.2018
Eine musikalische Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg wagte am vergangenen Sonntag das Johann-Rosenmüller-Ensemble zusammen mit dem Hohenloher Kammerchor beim Hohenloher Kultursommer auf der Haller Großcomburg.
Vor 400 Jahren begann mit dem Prager Fenstersturz einer der grausamsten Kriege in Europa: der Dreißigjährige Krieg. Seine Heftigkeit schlug sich auch in künstlerischen Werken nieder. Arno Paduch, der Leiter des Johann-Rosenmüller-Ensembles, hat ein Programm mit Kompositionen aus dieser Zeit zusammengestellt. Für eine Aufführung beim Hohenloher Kultursommer benötigte er zusätzlich zu den Gesangssolisten seines Ensembles einen Chor. So kam es zur Zusammenarbeit mit dem Hohenloher Kammerchor und dessen Leiterin Johanna Irmscher. In der Stiftskirche der Schwäbisch Haller Großcomburg präsentierten die Musiker mahnende Werke, Bitte um Frieden, Trauergesang, aber auch ein Spottlied auf den Feind.
Wunsch nach stillem Leben
Gemeinsam eröffneten die beiden Ensembles das Konzert mit Werken von Heinrich Schütz. „Der Herr sprach zu meinem Herren“ brachte schön abgestimmte Wechsel zwischen den Gesangssolisten und dem Chor. Wunderbar gelang dem Chor dann in „Verleih uns Frieden genädiglich“ der erregte Tonfall zu „der für uns könnte streiten“. Ruhiger wirkte „Gib unsern
Fürsten und aller Obrigkeit Friede“. Schütz betont den Wunsch nach einem „stillen Leben“ klangsymbolisch. Das ließ der Hohenloher Kammerchor gut nachvollziehen.
Die Vertonung derselben Texte durch Andreas Hammerschmidt bot dem Publikum in der fast ausverkauften Comburg kurz vor Ende des Programms einen interessanten Vergleich. Denn Hammerschmidts Version wirkt gegenüber der Schützschen Spätrenaissance eher frühbarock: Wechsel zwischen Solisten und Chor über einem sich durchziehenden Puls. Zu „der für uns könnte streiten“ wählt er ebenfalls einen erregten Tonfall, betont aber mehr die „Gottseligkeit“ und die Bitte um Frieden.
Fast schon apart wirkte dazwischen die A-cappella-Wiedergabe von Schütz’ „Das ist je gewisslich wahr“, 1630 auf Johann Hermann Scheins Tod komponiert. Der Hohenloher Kammerchor sang ausgesprochen nuanciert. Ungewöhnlich wirkte der reine Chorgesang auch durch die ihn umgebenden Stücke in solistischer Vokalbesetzung und mit Instrumenten.
Voraus ging Scheins „Der Herr hat mich verlassen“, ebenso mit großer Intensität vom Rosenmüller-Ensemble aufgeführt wie Andreas Dübens „Bonum certamen certavi“. Die Musiker, gleich ob Sänger oder Instrumentalisten, brachten den mit Seufzern durchzogenen Trauergesang auf den Schwedenkönig Gustav II. Adolf wunderbar getragen vor.
Ein riesiger Gegensatz dazu war Johann Sixt von Lerchenfels’ Spottlied „Victoriosi Duces“ auf die protestantischen Böhmen und ihre Niederlage gegen die katholische Liga. Man hätte sich die Interpretation noch gewitzter vorstellen können.
Bejubelnde Momente gab es mit Paul Schäffers und Heinrich Schütz’ Lobgesängen auf den sächsischen Kurfürsten. Schütz „Teutoniam dudum belli“ gestaltete Paduch allerdings zurückhaltend, dafür das „Da pacem Domine“ eindringlicher.
Am Ende der klangfarbenreichen Ausgestaltung der Werke stand Johann Hildebrands „Ach Gott! Wir haben’s nicht gewusst, was Krieg für eine Plage ist“. Tenor Manuel König gestaltete den verinnerlichten Abgesang ergreifend.
Das zeigte auch der folgende, lang anhaltende Beifall für alle Ausführenden.
Geistliche Sommerserenade in St. Maria, SHA-Hessental
Der Hohenloher Kammerchor überzeugt
vor allem mit romantischen Motetten
Schwäbisch Hall / Ralf Snurawa 28.06.2018
Edvard Griegs „Frühlingslied“, das der norwegische Komponist später auch in einer Version
für Streichorchester herausgab, war einer der Höhepunkte des Konzerts des Hohenloher
Kammerchores in der katholischen Kirche St. Maria in Schwäbisch Hall-Hessental. Der
stimmlich inzwischen etwas erneuerte Chor, der von Johanna Irmscher geleitet wird, fesselte
bei der Wiedergabe durch klangliche Wärme.
Schön wurde am Ende der fünften Strophe das „Seufzen“ hervorgehoben, aber auch das
„Tanzen“. Das leise „Weinen“ ganz am Ende des Lieds ließen die Chorsänger zart verklingen.
Ein ähnliches Erlebnis hatten die zahlreichen Zuhörer bei Eric Whitacres Motette „Sleep“.
Mit Sinn für Nuancen wurde hier entlang des Textes gesungen. Das betraf etwa das weiche und
ruhige Atmen zu Beginn und das feinsinnige leichte Verzögern zu „Resting“. Und nach dem
letzten Aufbrechen des ruhigen Atmens am Ende des Chorstückes zu „As I surrender“ wurde
betörend anschaulich zu „Sleep, sleep, sleep“ ausgeatmet, als falle der gesamte Chor endlich in
den erhofften Schlaf.
Kraftvolle Töne
Dass die 55 Sängerinnen und Sänger Anton Bruckners „Locus iste“ besonders lieben, wurde
den Zuhörern schnell klar. Der Hohenloher Kammerchor betonte bei der Wiedergabe dieses
Graduales das klangliche Staunen wie das Beschwörende von Bruckners Musik. Mit Intensität
und ausdrucksstark entführte der Chor in Josef Rheinbergers „Morgenlied“. Klar war hier der
Aufbruch zwischen dem Schweigen der zweiten Strophe und dem „Lob und Ehre“-Singen der
Nachtigall herausgearbeitet worden, wie auch am Ende das „Er hat die Nacht vertrieben“ mit
kraftvollen Tönen unterstrichen. Ähnlich innig hatten sich die Sänger Carl Gottlieb Reissingers
„Veni sancte spiritus“ angenommen. Mit Hingabe wurde das Bittende unterstrichen. Noch
schlichter und auch fast noch ein wenig eindrücklicher war das selten zu hörende „Ave maris
stella“ von Grieg zu vernehmen. Grieg hatte diesen Hymnus fast zu einer Volksweise gemacht.
Nachdrückliche Bitte
Ebenfalls selten zu hören ist Gioachino Rossinis kurze Motette „O salutaris hostia“. Das „Da
robur, fer auxilium“ (Gib Kraft, bring Hilfe) wurde zur nachdrücklichen, kraftvoll intonierten
Bitte. Felix Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ klang wiederum am Ende zu „Seine
Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für“ gefestigt. Knut Nystedts „I will praise
thee, o Lord“ wirkte als Lobgesang ausgreifend und ins Ekstatische driftend.
Zu all den romantischen und postromantischen Chorklängen gesellte sich – auch ein wenig ein
Erinnern an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1618 und 1648 – Heinrich Schütz’
„Das ist je gewißlich wahr“. Gut waren den Sängern die Wechsel zwischen Zweier- und
Dreiertakt gelungen.
Nach diesem sechsstimmigen Chorwerk rief die Flötistin Stephanie Reinhardt durch schnelle
Tongirlanden in Johannes Donjons „Élégie“ Mehrstimmigkeit hervor. Das gelang ihr auch gut
im langsamen Satz aus Carl Philipp Emanuel Bachs a-Moll-Sonate, der sehr beredt klang, und
in Krzysztof Zgrajas „Improvvisando – Flamenco – A piacere“.
Stephanie Reinhardt erhielt für ihre Zwischenspiele ebenso begeisterten Beifall wie der
Hohenloher Kammerchor, der sich mit Albert Beckers „Bleibe, Abend will es werden“ von
seinem Publikum verabschiedete.
Adventskonzert zum Weihnachtsmarkt in Kirchberg/J
Kirchberg/Jagst
Mit viel Sinn für den Klang im Raum
Hohenloher Kammerchor singt in Kirchberg sein Adventskonzert
Ralf Snurawa | 11.12.2017
Zur Tradition während des Kirchberger Weihnachtsmarktes ist das Adventskonzert des Hohenloher Kammerchores geworden. Entsprechend groß ist der Zuspruch an Konzertbesuchern in der Stadtkirche.
So auch am vergangenen Samstagnachmittag.
Und es war ein gesangsfreudiges Publikum, wie das Mitwirken beim Choral „Macht hoch die Tür“ bewies, in dessen Wiedergabe die Kirchenbesucher ebenso eingebunden waren wie die Instrumentalsolistin des Konzerts, die Klarinettistin Susanne Kolb.
Warmer Klarienttenton
Zwischen den Chorsätzen war sie viermal auf ihren Instrumenten Klarinette und Bassklarinette zu hören. Einen Schwerpunkt legte sie auf das gesangliche Spiel, etwa auf der Bassklarinette in der Sarabande aus der a-Moll-Partita BWV 1013 von Johann Sebastian Bach: schön gebunden phrasiert.
Mit sehr rundem und warmem Ton eröffnete sie Willson Osbornes „Rhapsody“ für Klarinette solo.
Im weiteren Verlauf hob sie den erzählerischen Tonfall hervor. Béla Kovács‘ „Hommage an Zoltán Kodály“ wurde nach anfänglich ruhig tönendem Ausloten des Schalmeienregisters zum mehr und mehr belebten Spiel mit schnellen Figurationen.
Ähnlich vollzogen sich die „Klezmer Thoughts“, angereichert durch raue Tongebung, bis ins Ausgelassene hinein.
Am Ende des vom Chor vorgetragenen Chorals „Fröhlich soll mein Herze springen“ von Johann Crüger lösten die Klarinettentöne den zuvor erregten Tonfall zu „Liebt den, der vor Liebe brennt“ in weicheres Nachklingen auf.
Chorleiterin Johanna Irmscher betonte insgesamt den Klang des Chores. Das zeigte sich am Ende des Konzerts mit Andreas Hammerschmidts „Machet die Tore weit“. Da wurde das „Hosianna“ nach kraftvollem Intonieren am Schluss aufbauend, nicht überhöhend wiedergegeben.
Das zeigte sich aber auch schon beim ersten Stück, James MacMillans
„O Radiant Dawn“ oder später in Morten Lauridsens „O Magnum Mysterium“. Zu MacMillans Stück wurde das fordernde „Come (shine for those)“ deutlich zunehmend betont und später das „eternal light“ wunderbar zurückgenommen.
Nachwuchs ist integriert
Mit viel Innigkeit wurden in Lauridsens Chorwerk die wundervollen großen Gesangsbögen vorgetragen. Dabei wurde auch deutlich, dass die seit mehr als einem Jahr mitsingenden zahlreichen jüngeren Chorsänger hervorragend in den Chorklang integriert sind. Geheimnisvoll gespannt erklang außerdem Johannes Petzolds „Die Nacht ist vorgedrungen“.
Und Heinrich Schütz‘ „Verleih uns Frieden genädiglich“ brachte neben dem klar herausgestellten Ineinandergreifen der Stimmen ein entschieden gesungenes „Der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott“.
Die mehr als 200 Zuhörer, die teilweise sogar im Stehen lauschten, spendeten reichen Beifall.
"Sterne der Sommernacht" - Hohenloher Kammerchor in der Arche des Sonnenhofs
Haller Tagblatt / Südwestpresse vom 13.07.2017
Schwäbisch Hall
Sterne der Sommernacht
Der Hohenloher Kammerchor überwältigt bei seinem Serenaden-Konzert mit romantischen Klangimpressionen.
Wahres Gefühl, gelingendes Können: Mitglieder des Hohenloher Kammerchors bei ihrem Aufttritt in der Arche des Haller Sonnenhofs.Es ist Musik der Romantik, doch es hat nicht nur etwas sehr Romantisches, wenn die etwa 50 Sänger und Sängerinnen des Hohenloher Kammerchores die „Spanish Serenade“ aufführen. Das Werk des britischen Komponisten Edward Elgar hat auch etwas sehr Stimmungsvolles und Erhabenes, etwas sehr Gefühlvolles und Poetisches.
Der Chor hat sich in der Arche des Haller Sonnenhofes neben der Bühne aufgestellt, auf der Bühne steht der Flügel, an dem Thomas Hauk den Chor bei diesem und einigen anderen Stücken begleitet.
Die „Spanische Serenade“ singt der Chor auf Englisch.
Inoffizieller Leitfaden
„Stars of the summer night“ – der erste Vers scheint der inoffizielle Leitfaden des Konzertes sein zu wollen. Oder besser gesagt des abendlichen Ständchens, wie der Begriff „Serenaden- Konzert“ auch umschrieben wird.
„Verbergt euer goldenes Licht – meine Geliebte schläft“, ist in dem dankenswerterweise ausgelegten Textblatt im Original und in der Übersetzung zu lesen. Dem Chor scheinen diese Textzeilen entgangen zu sein. Zum Glück.
Denn sie verbergen ihr goldenes Licht überhaupt nicht.
Ganz im Gegenteil. Unter der sehr professionellen Leitung der Dirigentin Johanna Irmscher, Professorin für Chorleitung an der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen, zeigen sie sehr eindrücklich, dass zum wahren Gefühl auch das gelingende Können gehört, um Meisterwerke wirklich meisterlich auf die Bühne zu bringen. Oder eben neben diese – wie an diesem Abend.
1974 gegründet, ist der Hohenloher Kammerchor schon lange ein Garant für hohe musikalische Qualität. So auch beim „Serenaden-Konzert“ im Jahr 2017.
Edward Elgars Werk „Spanish Serenade“, zeitlich ziemlich genau in der Mitte des 60- minütigen Konzerts gelegen, ist in seiner sehr berührenden, fast schon sphärisch anmutend klingenden Darbietung nicht der Höhepunkt des Abends.
Gefühlte Wende
Er leitet auf diesem hohen Niveau lediglich so etwas wie eine gefühlte Wende ein. Zuerst der sehr beeindruckende Beginn. In seiner hervorragend abgestimmten Vielstimmigkeit mit fünf der weltlichen A-cappella-Gesängen des Hochromantikers Brahms und einer gleich von Anfang an sehr überzeugenden stimmlichen Präsenz postuliert er schon sehr markant das
hohe Niveau des Abends: „Abendständchen“, „Waldesnacht“, „O süßer Mai“, „Nachtwache 1 und 2“.
Danach der noch beeindruckender wirkende zweite Teil des Konzerts. Von Giovanni Giacomo Gastoldi („An hellen Tagen“), Carl Wilhelm Eugen Stenhammar („September“) und Hans Leo Haßler von Roseneck („Tanzen und springen“) führt dieser den bestechend klangrein auftretenden Chor wiederum zu Brahms mit drei seiner „Zigeunerlieder op. 103“.
Das ist alles famos dargebracht.
Grandioses Finale
Zum grandiosen italienischen Finale wird dann Gioachino Rossinis „Carnevale“ und „Il Gondolieri“ aufgeführt. Der Hohenloher Kammerchor verabschiedet sich bei seinem diesjährigen Serenaden-Konzert mit einem wahren italienisch-musikalischen Feuerwerk von den über 300 begeisterten Zuhörern in der fast voll besetzten Arche des Sonnenhofs.
In italienischer Sprache gesungen, demonstrieren die Mitglieder des Kammerchors sehr klang- und stimmgewaltig noch einmal einen großen Teil ihrer vokalmusikalischen Spektren und ihren hohen Anspruch an ihr eigenes Können. So ein gelungenes Konzert wird noch lange in sehr guter Erinnerung bleiben.
Andreas Dehne | 12.07.2017
Mendelssohn: Lobgesang
Haller Tagblatt
Autor: Renate Väisänen , 27.10.2016
Gott auf erhebende Art gehuldigt
Öhringen:Der Hohenloher Kammerchor, Orchester und Solisten beeindrucken in Öhringen mit zwei Werken von Mendelssohn.
Eine glänzende Aufführung des Hymnus’ „Hör’ mein Bitten“ und der Sinfoniekantate„Lobgesang“ von Felix Mendelssohn boten am Sonntag der Hohenloher Kammerchor, das Orchester Camerata viva Tübingen und die Vokalsolisten Fanie Antonelou, Susanne Leitz-Lorey (beide Sopran) und Andreas Weller (Tenor) in der Öhringer Stiftskirche. Die musikalische Leitung hatte Johanna Irmscher.
Stimmen greifen ineinander
Die Darbietung beeindruckte durch ein wunderbares Ineinandergreifen der Ensembles. In sinfonischer Farbenpracht huldigte die Camerata viva Tübingen dem Höchsten und bereitete in beiden Werken den menschlichen Stimmen einen Klangteppich, auf dem diese virtuos wandeln konnten. Allen voran Fanie Antonelou, deren schlanker, dunkel timbrierter und exzellent geführter Sopran zusammen mit Chor, Duettpartnerin Susanne Leitz-Lorey und
Orchester wahrhaften Kunstgenuss bot. Und dann war da noch der charakterreiche, noble Tenor von Andreas Weller, der die Vision der Finsternis mit verhaltener Dramatik ausmalte.
Der agile, stets präsente, präzise intonierende Hohenloher Kammerchor aus Schwäbisch Hall blieb akustisch etwas hinter dem Orchester zurück. Was den Musikgenuss unter dem stilvollen Dirigat von Johanna Irmscher jedoch kaum schmälerte.
Als Opus für Sopran, Chor und Orgel hat Felix Mendelssohn 1844 seinen Hymnus „Hör’ mein Bitten“ komponiert, 1848 kam die orchestrierte Fassung zur Uraufführung. Das innige Flehen des Solo-Soprans „Hör mein Bitten, Herr, neige dich zu mir“ bestärkt der Chor, um dann auf dramatische Weise die Bedrohung durch Feinde klanglich düster auszumalen. Das ätherisch anmutende „O, könnt ich fliegen wie Tauben dahin, weit hinweg von den Feinden zu fliehn“ bringt himmelsgleiche Harmonie.
Der Aufbau der Werke
Die Sinfoniekantate „Lobgesang“ op. 52 gliedert sich in einen dreisätzigen rein orchestralen und einen oratorienähnlichen Teil, dem ein Bibeltext zugrunde liegt. Der Komponist wollte, dass zuerst die Instrumentenstimmen den Lobpreis ausdrücken. Er schuf hierfür eine prachtvolle Orchestrierung. In der Kantate lässt Mendelssohn die Menschenstimmen in allen Formen loben: in Chören, Duetten und Arien. Im sechsten Teil schafft er eine Vision der
Finsternis. „Die Nacht ist vergangen!“ verkünden darauf Solo-Sopran und Chor.
Info Die Sänger und Sängerinnen des Hohenloher Kammerchors kommen aus Schwäbisch Hall, Gaildorf, Kirchberg und anderen Orten in Hohenlohe.
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Kirchberg
Hohenloher Kammerchor: Stimmen greifen wunderbar ineinander
Während des Weihnachtsmarktes im ehemaligen Residenzstädtchen begeisterte der Hohenloher Kammerchor mit einem Adventskonzert in der Stadtkirche. Werke von Johann Walter bis zu Hugo Distler waren zu hören.
Während des Weihnachtsmarktes im ehemaligen Residenzstädtchen begeisterte der Hohenloher Kammerchor mit einem Adventskonzert in der Stadtkirche. Werke von Johann Walter bis zu Hugo Distler waren zu hören. Zwischen Renaissance und gemäßigter Moderne bewegten sich die Werke, die das Ensemble unter der Leitung von Johanna Irmscher intonierte.
Vielstimmig für sechs- bis achtstimmigen Chor wurde mit zwei Stücken von Andreas Hammerschmidt, einem Barockkomponisten, das Konzert eröffnet. Kraftvoll zur Tat aufrufend erklang zunächst "Machet die Tore weit". Dem wurde der "Hosianna"-Abschnitt weich wogend gegenübergestellt. Als wunderbares Ineinandergreifen der Stimmen erwies sich danach "Also hat Gott die Welt geliebet". Fast tänzelnd im Dreiertakt war der "das ewige Leben"-Abschnitt zu hören. Dynamisch zurückhaltend standen den Hammerschmidt-Stücken Johann Walters "In dulci jubilo", hell und sanft wiegend gesungen, und das fünfstimmige "Hosianna, dem Sohne Davids" eines unbekannten Meisters gegenüber. Letzteres wurde zurückhaltend interpretiert.
Dazwischen brachte der Hohenloher Kammerchor vor allem Werke der Romantik zu Gehör. Max Regers sechsstimmiges "Unser lieben Frauen" erwies sich als eindringliche Bitte. Zu Johannes Brahms' Motette "O Heiland reiß die Himmel auf" gelang zu Beginn ein wunderbares Auffächern des Chorklangs, gefolgt von textbezogenen Variationen des Chorals: mit härteren Akzentsetzungen zu "Oh Erd", schlag aus" oder weich-sanftem Klangfließen zu "Hier leiden wir die größte Not" mit schön betonten Seufzerfiguren. Klar nachvollziehbare imitatorische Einsätze wie zu Beginn brachte die letzte Strophe "Da wollen wir all' danken dir". Ebenso transparent waren die beiden "Sprüche für achtstimmigen Chor" Felix Mendelssohns zu vernehmen: "Lasset uns frohlocken" und "Frohlocket ihr Völker auf Erden". Besonders das zweite Stück funkelte in hellem, festlichem Klang.
Eher zart getönt gaben die Chorsänger Hugo Distlers "Ich brach drei dürre Reiselein" wieder. Als innige Wendung wirkte die a cappella gesungene zweite Strophe von "Macht hoch die Tür". Die Strophe davor und danach wurde vom Publikum genauso wie später "Nun komm, der Heiden Heiland" mit Orgelbegleitung vorgetragen.
Der junge Organist Markus Piringer stellte zwischen den Chorwerken durch sein Orgelspiel Bezüge oder auch Kontraste her. Dramatisch im Ausdruck und spannungsreich erschien nach den Hammerschmidt-Stücken Johann Sebastian Bachs g-Moll-Fantasie BWV 542, als ruhiger Klangbogen Max Regers "Mit Ernst, o Menschenkinder" op. 67 Nr. 44 nach der Brahms-Motette.
Als Vorspiel zum Gemeindegesang wurde Bachs "Nun komm, der Heiden Heiland" BWV 659, ruhig schreitend, dunkel getönt und sehr gesanglich gehalten, gestaltet. Vor allem das Entgegenstellen vom in sich kreisenden, von Piringer gleichmäßig ruhig gespielten "Pari intervallo" von Arvo Pärt zu Johann Crügers "Fröhlich soll mein Herze springen", vom Chor mit insistierendem Ton gesungen, wurde zu einem besonderen Erlebnis in der Kirchberger Kirche.
RALF SNURAWA | 09.12.2015
"Klangimpressionen" in der Stiftskirche Großcomburg, Schwäbisch Hall
Schwäbisch Hall
Ein Bad in sanften Chorklängen
Skandinavische Chorwerke, das gängige klassisch-romantische Repertoire und
Instrumentalwerke - der Hohenloher Kammerchor bietet auf der Comburg gut 250 Besuchern ein abwechslungsreiches Konzert
RAINER ELLINGER | 16.07.2015
Komponistennamen wie Jan Sandström, Johan Hye-Knudsen, Per Norgard, Hugo Alfvén, Waldemar Ahlén, Edvard Grieg, alles Skandinavier aus spätromantischer bis modernerer Zeit, legen den Gedanken nahe, man wolle mit kühlem skandinavischem Wesen einen Kontrapunkt zu den derzeitigen Tagestemperaturen schaffen. Doch hat der Hohenloher Kammerchor unter
der Leitung von Professor Johanna Irmscher mit Bach, Beethoven und Bruckner den Schwerpunkt doch knapp in gewohnterem Repertoire.
Im Untertitel des Programmes steht das Wort "Klangimpressionen". In der Tat, ein Großteil der aufgeführten Werke bietet musikalische Momente, recht kurz und ohne umfangreiche Architektur. Strukturen finden sich eher bei einigen Duetten, die Cecilia Francesconi (Flöte) und Sibylle Hauk (Cello) als instrumentale Zwischenspiele in den Reigen der Chorstücke einbringen. Da
wären Auszüge aus einem Duett F-Dur von Beethoven. Das "Allegro affettuoso" ist ein Duett mit eigenmelodischen Einzelstimmen, das Cello singt in baritonaler Tiefe seinen ureigenen Gesang. Beide Instrumentalisten spielen sehr expressiv. Melodische Getragenheit und verklärte Heiterkeit beherrschen die Sätze "Aria" und "Rondo". Bei Bachs "Allegro" besticht die weichklingende, dennoch artikulatorisch deutliche Flötenstimme. Expressiv elegisch, im Mittelteil fast tänzerisch flott zeigt sich das melodische "Chanson" von Johan Hye-Knudsen.
Der mitgliederstarke Kammerchor singt äußerst klangdifferenziert und mit großer dynamischer Gestaltung. Das Pianissimo der Männerstimmen scheint unübertreffbar. Freilich dürfte da der große, barock ausgestaltete Kirchenraum einen Beitrag leisten. Der Klang wirkt weicher und sanfter als gewohnt, fast wie in Watte gepackt. Die extreme Stimmentfaltung der
Chorsoprane in der Höhe ist nie in Gefahr, zu aufdringlich zu werden.
Wie bereits gesagt, viele der Chorbeiträge sind eher Klangimpressionen und sie wirken dadurch vielleicht noch ausdrücklicher. Trotz ihrer Kürze sind die Klangbilder "Os iusti", "Locus iste" und "Christus factus est" von enormer innerer Bewegung und Dynamik. Vom leisesten Pianissimo bis zum strahlenden Forte leistet der Chor hier Hervorragendes. Bei
"Unser Vater in dem Himmel" des in Sachsen beheimateten Bach-Schülers Gottfried August Homilius fällt beim Text "denn dein ist das Reich" ein kraftvoll gestaltetes Fugato auf. Das "Cantate Domino" des erst neunundzwanzigjährigen Kroaten Bruno Vlahek wirkt sehr
klassisch in der harmonischen Anlage; Edvard Griegs "Ave maris stella" ebenfalls, Griegtypische Skandinavismen der Harmonik fallen keine auf.
Reizklänge modernerer Art - maßvoll gehandhabt - spielen bei Frederik Sixtens "Alleluja" eine gewisse Rolle. Jan Sandströms umfangreicheres "Sanctus" wird in mehrchöriger Aufstellung im Kirchenraum zelebriert. Solistisch führt die Flöte in die emotionale Melodik und die Tonalität ein, die beiden Chöre wiederholen oder beantworten in responsorialer Manier. Die Modernität des Stückes liegt mehr in der melodischen Linienführung als im sanft dissonierenden Zusammenklang.
Inmitten eher klangimpressionistischer Werke wirkt der "Sommarpsalm" Waldemar Ahléns ob seiner Anlage als Strophenlied auffallend. Altkirchlich anmutende Harmoniewendungen kolorieren das verhalten hymnische "Du skal plante et trae" von Per Norgard. Energischer im Taktgefüge ist Hugo Alfvéns recht melodisches "Uti var hage", das das Konzert beschließt.
RAINER ELLINGER | 16.07.2015
Geistliches Chorkonzert in der Stadtkirche Murrhardt am 8. Febr. 2015
A-cappella-Werke und Kammermusik-Kleinodien
Hohenloher Kammerchor und Musikerinnen-Duo boten facettenreiches Programm bei geistlicher Abendmusik in der Stadtkirche
Eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte mit klangfarbenreichen A-cappella-Chorwerken und bezaubernden Kammermusik-Kompositionen erlebten die vielen Zuhörer bei der geistlichen Abendmusik mit dem Hohenloher Kammerchor sowie Cecilia Francesconi (Querflöte) und Sibylle Hauk (Violoncello) in der Stadtkirche.
http://www.murrhardter-zeitung.de/imageView/?n=834959
MURRHARDT (eke). Der vielstimmige Chor bildete unter der Leitung von Johanna Irmscher einen harmonisch-homogenen Klangkörper. Alle Sänger wirkten sehr engagiert mit und beeindruckten mit durchweg überzeugenden, stimmungsvollen Interpretationen der Werke aus verschiedenen Epochen. Schwungvoll boten sie die festliche Motette „Nun danket alle Gott“ des vorbarocken Komponisten Johann Hermann Schein (1586 bis 1630) dar. Bei dem jubelnden Lobgesang mit kunstvoll ineinander verflochtener Stimmführung brachten die Sängerinnen die ungewöhnlich hohen Töne klangschön zum Ausdruck.
Ein Höhepunkt war das vielschichtige „Credo“ aus der doppelchörigen Messe von Frank Martin (1890 bis 1974). Darin verwob der Schweizer Tondichter virtuos traditionelle Elemente aus verschiedenen Epochen der Kirchenmusik mit modernen musikalischen Ideen zu einem vielschichtigen monumentalen Klangkunstwerk. Aus romantisch wirkenden Klangbildern stieg bei der Textstelle über die Auferstehung Jesu Christi eine jubilierende Melodie auf.
Ein Hörgenuss war auch die andächtige Motette „Ubi caritas et amor“ von Maurice Duruflé (1902 bis 1986). Aus dem gregorianischen Choral, spätromantischen und impressionistischen Stilelementen entwickelte der französische Komponist eine vielschichtige Harmonik. Die Chorsänger trugen das Werk in zwei Gruppen an den Seiten der Kirchenschiffmitte vor und versetzten so den ganzen Kirchenraum in Schwingung.
Vollendet gestaltete der Chor zwei romantische Werke von erhabener Schönheit: Die bekannte feierliche „Hymne“ von Joseph Rheinberger (1839 bis 1901) und das Abendlied „Bleibe, Abend will es werden“ von Albert Becker (1834 bis 1899) mit ausgeschmückten Melodiebögen und herrlichen Harmonien. Das Gleichnis vom Unkraut zwischen dem Weizen aus dem Matthäusevangelium inszenierte Ernst Pepping (1901 bis 1981) im modernen Stil dramaturgisch effektvoll als Motette mit Sprechgesang und imposanten chorischen Passagen.
Viel Vergnügen machten den Zuhörern kammermusikalische Kostbarkeiten aus Barock, Klassik und dem 20. Jahrhundert zwischen den Chorwerken. Virtuos und mit Einfühlungsvermögen interpretierten die aus Argentinien stammende Cecilia Francesconi (Querflöte) und die in Schwäbisch Hall tätige Sibylle Hauk (Violoncello) zwei Inventionen in G und F von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). Beide Werke strahlten Lebensfreude aus. Der berühmte Meister kreierte sie als verspielten, filigranen Dialog der Instrumente und als Fuge mit reizvoller Melodik und Vielfalt der Motive. Höfisch graziös wirkte das klassische Duo Opus 64 von Franz Danzl (1763 bis 1826) mit volksliedartiger Melodik, tänzerisch beschwingter Rhythmik und einem eingängigen Thema mit Variationen, wobei sich Querflöte und Violoncello in der Melodieführung abwechselten. Eine spannende Klangfantasie, inspiriert von der Geräuschkulisse der modernen Welt voller Technik und Maschinen war „Assobio a Játo“, Geräusche beim Start eines Flugzeugs.
Der brasilianische Komponist Heitor Villa-Lobos (1887 bis 1959) schrieb das dreisätzige Werk 1950 in New York. Im ersten Satz erklang eine von Vogelstimmen und Folklore inspirierte Melodie im Walzerrhythmus. Der zweite Satz stellte ein verträumtes Wiegenlied dar, und im dritten Satz imitierte die Querflöte in einer hochvirtuosen Partie die Startgeräusche eines Düsenjets, kontrastiert durch expressive Violoncelloklänge, die mal aggressiv, mal schwermütig anmuteten. Chorsänger und Musikerinnen begeisterten gleichermaßen die Zuhörer, die allen Mitwirkenden mit starkem Beifall für die Darbietungen dankten.
Stunde der Kirchenmusik am 7. Febr. 2015 in St. Michael
Schwäbisch Hall
Innige Chorgebete
Ein ausdrucksvolles und sehr stimmiges Chorkonzert erleben die Konzertbesucher am Samstagabend in St. Michael in Hall. Der Hohenloher Kammerchor singt unter der Leitung von Johanna Irmscher.
Mitglieder des Hohenloher Kammerchors singen konzentriert. In der Haller Michaelskirche bieten sie ausdrucksstarke geistliche Chormusik aus Musikepochen von Alter Musik bis in die Moderne dar.
Das vielstimmige Ineinandergreifen der Stimmen in Heinrich Schütz' Motette "Nu danket alle Gott" fesselt die Zuhörer gleich zu Beginn des Chorkonzerts. Das sechsstimmige Werk erklingt hervorragend abgestimmt. Der Chorklang erscheint dadurch ausgesprochen klar.
Weich getönt und sanft, ja, innig wirkt danach Maurice Duruflés Motette "Ubi caritas et amor". Das "exsultemus" des zweiten Teils geht nur etwas in der Lautstärke darüber hinaus, so dass das Chorwerk sehr verinnerlicht wirkt. Dazu erscheint Ernst Peppings kurze Motette "Gleichnis vom Unkraut zwischen dem Weizen" eher erregt im Ausdruck und nachdrücklich
betonend.
Das "Credo" aus der doppelchörigen Messe a cappella von Frank Martin bringt wieder zurückgenommeneres Intonieren, das bis zu beinahe solistischen Kammermusikmomenten reicht. Nach dem schön ausgehauchten "passus et sepultus est" folgt zum "et resurrexit" ein wundervoll lebhaft pulsierender Abschnitt, der zu leichten Klangsteigerungen führt.
Besonders eindrucksvoll gelingt den Chorsängern am Ende Albert Beckers Motette "Bleibe, Abend will es werden". Dazu gehörte etwa das Aufgehen ins Mehrstimmige zum Wort "Tag" in der ersten Strophe, genauso wie die verzweifelten "Wer"-Ausrufe in der zweiten und die "Ach"-Seufzer in der dritten Strophe oder das abgesetzt wiederholte "himmelwärts". Am Ende
neigt sich das Chorstück wieder der Ruhe des Anfangs zu.
Zwischen den geistlichen Chorgesängen fügen Cecilia Francesconi und Sibylle Hauk Duos für Flöte und Violoncello als Kontrapunkte ein. Die G-Dur-Invention von Johann Sebastian Bach wirkt nach dem Eingangsgesang von Heinrich Schütz heiter federnd und als kleine Befreiung von vielstimmiger Klangsymbolik.
Ähnlich erscheint das Duo op. 64 von Franz Danzi. Schöne Celloläufe treffen im Variationssatz auf Staccato-Folgen der Flöte. Beide Instrumente sind wunderbar kantabel zu hören, besonders im traurigen Ton der Mollvariation.
Mit Witz gehen die beiden Instrumentalistinnen schließlich Heitor Villa-Lobos' "Assabio a játo", also das Jet-Pfeifen an, das der Komponist im dritten Satz musikalisch ausgedeutet hat.
Vorausgegangen sind ein tänzelnder Eingangssatz, gefolgt von ausdrucksvollem Duettieren im Adagio-Mittelsatz. Kraftvoll expressiv bis hin zur Klangschärfe, aber auch durch schwebendes Melodieren bestimmt ist dann die Jet-Imitation zu hören. Dafür und vor allem auch für die Chordarbietungen gab es am Ende herzlichen Beifall von den etwa 300
Besuchern der "Stunde der Kirchenmusik".
RALF SNURAWA | 10.02.2015

In Haydns Klangkosmos zu Hause
Das Publikum in der Crailsheimer Johanneskirche geizt nicht mit Applaus. Die Aufführung von Haydns "Die Schöpfung" durch den Hohenloher Kammerchor und das Barockorchester La Banda begeistert.
RALF SNURAWA | 22.10.2013
Inzwischen gehören Konzerte in historischer Aufführungspraxis zum Alltag. Noch immer faszinieren der Klang alter Instrumente genauso wie die stark am menschlichen Atmen und Puls orientierte Wiedergabe. Ungewöhnlich ist ein Konzert mit Barockorchester für den Hohenloher Kammerchor aber schon. Es kommt den Sängern entgegen. Denn die etwas kleinere Orchesterbesetzung unterstützt den Gesangspart viel besser. Dadurch können komplexere Passagen wie die Fuge "Alles lobe seinen Namen" am Ende des zweiten Oratorienteils besonders klar wirken. Und bei allem majestätischen Lobpreisen leidet auch nicht die Textverständlichkeit. Dirigentin Johanna Irmscher achtet darauf, dass ein homogener Chorklang bestimmend ist und konzentriert musiziert wird. So wird etwa das "Dich beten Erd und Himmel an" am Schluss des Duetts mit Chor "Von deiner Güt, o Herr und Gott" wunderbar spannungsvoll gesteigert. Das Terzett der Vokalsolisten harmoniert bis hin zum - auch mit Blick auf den Bläsersatz - abgerundeten Zusammenklang bei "Zu dir, o Herr, blickt alles auf". Im Zusammenwirken mit dem Chor gelingt stimmlich ausgewogenes Singen, beispielsweise bei "Der Herr ist groß in seiner Macht". Und natürlich nehmen die Arien gefangen. Thomas Scharrs Bass zeigt eine baritonale Ausrichtung. Das kommt seiner ersten Arie, "Rollend in schäumenden Wellen" ebenso zugute wie den Adam-und-Eva-Duetten mit Sopranistin Angelika Lenter. Es bringt ihn aber in der Tiefe bei "der Tiere Last" in seiner zweiten Arie an seine Grenzen. Strahlend klingt Andreas Wellers Tenor. Das zeigt schon sich schon in der Höhe zu "der erste Tag entstand" in seiner ersten Arie. Das unterstreicht er in auch weich und sanft getönten Melodiebögen zu "Mit Würd und Hoheit angetan". Angelika Lenter legt ihren Sopran in der Arie "Mit Staunen seht das Wunderwerk" sehr schön über den Chorklang. Mit Esprit geht sie ihren Solopart an. Fast noch sanfter hätte man sich ihre Tongebung zur Arie "Nun beut die Flur das frische Grün" vorstellen können, allerdings kaum anmutiger. In der Arie "Auf starkem Fittiche" mit den trillerartigen Verzierungen zu "und Liebe girrt das zarte Taubenpaar" zeigt sich die klangliche Besonderheit der alten Instrumente. Selten wird man die Kombination von Flöten und Hörnern als geglückter empfinden als mit Traversflöten und Naturhörnern. Die Traversflöte ist gegenüber der heutigen Querflöte auch ein viel weicher getöntes Instrument und damit besser für die "süße Kehle" der Nachtigall geeignet. Das beweist das zweite hinsichtlich Klangsymbolik anschauliche Stück, das Rezitativ des Raphael "Und Gott sprach". Das barocke Kontrafagott darf zum Löwengebrüll besonders kräftig in der Tiefe schnarren. Das "sanfte Schaf" wird von Traversflöten pastoral eingelullt und das "Heer der Insekten" schwirrt besonders fein durch die Darmsaiten der Streicher.